Falken

Falken
Falken,
 
Falconidae, weltweit verbreitete Familie der Greifvögel mit rd. 60 Arten von 14-66 cm Körperlänge; Oberschnabel meist mit deutlichem Hornzahn (»Falkenzahn«), dem eine Kerbe im Unterschnabel entspricht; Nasenlöcher in der Regel rundlich und mit zentralem Knochenzapfen; Brustwirbel teilweise miteinander verwachsen; der Kot wird fallen gelassen und nicht weggespritzt wie bei den Habichtartigen; die meisten Arten bauen kein Nest, sondern benutzen Nester anderer Vögel oder legen die Eier auf die blanke Unterlage; die Eischalen sind braun oder rotbraun gefleckt. Die meisten Falken jagen Vögel oder kleine Säuger, daneben auch größere Insekten, einige südamerikanische Arten, die Geierfalken, sind Aasfresser (z. B. der Carancho und der Chimango). Besonders in der Gattung Falco (Edelfalken) sind viele Arten Flugjäger des offenen Luftraumes (so z. B. der Eleonorenfalke); sie sind daher seit jeher als Beizvögel beliebt.
 
In Europa kommen 10 Arten vor, von denen Wanderfalke, Baumfalke und Turmfalke auch in Deutschland brüten. Darunter ist der Baumfalke (Falco subbuteo) der schnellste einheimische Vogel. Er ähnelt dem Wanderfalken, ist aber viel kleiner (31-35 cm) mit längeren, sichelförmigen Flügeln und kürzerem Schwanz. Er jagt v. a. Vögel, aber auch größere Insekten und in manchen Gegenden Reptilien. Der offene, parkähnliche Landschaften in Gewässernähe (auch in Nachbarschaft menschlicher Siedlungen) bevorzugende Baumfalke ist ein typischer Zugvogel, der in tropischen Breiten überwintert. Sein Bestand ist in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen. Alle Falken sind geschützt.
 
 
Falken genossen im alten Ägypten göttliche Verehrung; ihre Mumien wurden oftmals in kostbaren Särgen aufbewahrt. Der Falkengott war wohl ursprünglich ein Himmelsgott (Sonne und Mond bildeten seine Augen). Schon auf der Siegespalette des Königs Narmer (um 3000 v. Chr.) wird dem mit der Krone Oberägyptens geschmückten König vom Falkengott das »Papyrusland« des Deltas, also Unterägypten, zugeführt; er ist als Horus der Gott Unterägyptens und dem Pharao zugeordnet. Auf einem Relief aus dem Grabbezirk von Sakkara wird König Djoser auf seinem rituellen Kultlauf vom fliegenden Gottesfalken mit dem Lebenszeichen begleitet. Bei einem Sitzbild des Königs Chephren steht der Falkengott auf der Rücklehne seines Thrones und umfasst mit seinen Schwingen den Kopf des Königs. In den frühen Zeiten Ägyptens hatten die Götter Tiergestalt, später wurden sie in Menschengestalt mit einem Rest ihres früheren Aussehens dargestellt. Außer dem falkenköpfigen Horus gab es den falkenköpfigen Gott Harendotes und den falkenköpfigen Re-Harachte. Falkenköpfig sind auch der Totengott Soker, der z. B. im Tempel des Königs Sethos I. abgebildet ist, und der Kriegsgott Month.
 
In Südamerika waren Falken die Symbole der vier Himmelsrichtungen. In der germanischen Mythologie trug Freyja ein Falkengewand, mit dem sie sich in eine andere Gestalt verwandeln konnte. In der christlichen Kunst wird der heilige Bavo mit Schwert und Falken dargestellt.
 
Die Jagd mit dem Falken (Falknerei, Falkenbeize) wurde bereits bei den Assyrern, mindestens seit Assurbanipal (669-627 v. Chr.), ausgeübt. Im alten China und Japan soll die Falkenjagd noch früher bekannt gewesen sein. Der Grieche Ktesias (416-399 v. Chr.), Leibarzt des persischen Königs Artaxerxes II., berichtete von Indien, dass dort mit abgerichteten Falken Berghasen gejagt wurden; auch bei den Persern und Arabern war die Falkenjagd üblich; von ihnen wurde die Falkenhaube (Beize) eingeführt. Die Berührung mit den Arabern zur Zeit der Kreuzzüge gab der Falknerei bedeutenden Auftrieb, die daher im Mittelalter ihre größte Blüte erreichte und in vielen Berichten und Gemälden verherrlicht wurde. In Europa war die Falkenjagd ein Vorrecht des Adels, auch Könige und Kaiser übten sie aus. Kaiser Friedrich II. war ein leidenschaftlicher Falkner, der ein Werk über die Falknerei schrieb. Außer den echten Falken richtete man auch den Habicht, den Sperber und sogar den Steinadler ab.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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